Die Wasserleiche für das Sommerloch - und was ein Minister daraus macht

Es ist inzwischen der dritte Fall eines nach Mafia-Art versenkten Wolfskadavers binnen zwei Jahren, der in dicken Lettern die Überschriften des journalistischen Sommerlochs füllt. Eine Zierde ist das nicht und die Fundorte deuten darauf hin, dass der Fund auch jeweils beabsichtigt war. Ob Schluchsee, Mortka oder jetzt der Kanal bei Wittingen, ob es Dilettantismus oder demonstrative Zurschaustellung war, einer zielführenden und sachlichen Diskussion zum Thema Wolf in Deutschland können solche Ereignisse nicht dienen, bestenfalls den Randfiguren in diesem Spiel. Es wird fröhlich Öl ins Feuer gegossen, obschon die hassgeprägte Rhetorik vermeintlicher Wolfsfreunde längst die Grenze des Erträglichen überschritten hat.

Noch mehr von diesem Öl enthält dabei die Räuberpistole, die der zuständige Minister dazu in einem Fernsehinterview preisgibt, dass die arme Wölfin nicht nur erschossen, sondern dabei auch noch bei lebendigem Leibe gequält worden sei. Wie, erst fangen, dann quälen, erschießen um sie anschließend ungeschickt zu versenken? Das grenzt an Publikumsbeleidigung! Der Herr Minister möge bitte die kundigen Leute in seinem Bundesland fragen, wie leicht denn Wölfe zu fangen sind. So recht gelungen ist es auch nach längerer Planung dort noch nicht. Der übrige Ablauf ließe sich bestenfalls in einem Zeichentrickfilm nachstellen. Bleibt noch die Frage, wer die Geschichte so erfunden und aufbereitet hat, war es der Ressortchef selbst oder einer seiner hochqualifizierten Mitarbeiter, die in ihrer Sachkenntnis schon häufiger auffällig wurden. Der Sender sat 1 wurde auf die Logik im gesendeten Beitrag hingewiesen.

Es bleibt im Ergebnis, dass jede illegale und dazu noch demonstrative Tat dieser Art uns erneut von einer sachlichen Diskussion um das Artenschutzproblem Wolf entfernt.

Diese Diskussion findet inzwischen von der Basis der betroffenen Tierhalter über die wie auch immer in den Ländern genannten Rissbearbeiter bis hin zur Bundespolitik statt, ohne dass sich entscheidende Dinge bewegen und ohne die Erkenntnis der tatsächlich Verantwortlichen, dass eine in Ihrem Bestand seit zwei Jahrzehnten in Mitteleuropa jährlich um über 30 % anwachsende Art nicht oder nicht mehr vom Aussterben bedroht sein kann.

Der Herdenschutz bewegt sich gerade in den Weidetierregionen in eine Sackgasse, aus der er auch mit flächendeckender Zäunung, die objektiv nicht leistbar ist, nicht herauskommt. Helfen kann auf lange Sicht nur die Verhaltensänderung der Wölfe. Wie man das macht, leben uns die traditionellen Wolfsgebiete wie die Slowakei und das Baltikum EU-rechtskonform vor: Mit regelmäßiger Bejagung unter strenger staatlicher wie wissenschaftlicher Kontrolle.

Bis dafür in Deutschland die rechtliche Grundlage geschaffen ist, sind konsequent dort Wölfe zu entnehmen, wo regelmäßig Weidetierschäden entstehen. Es ist wissenschaftlich untersucht und nachgewiesen, dass der zeitnahe Abschuss von Wölfen im Bereich betroffener Weidetierhaltungen dabei die maximale Wirkung erzielt (Bradley et al. 2015).

Dazu muss man nur das heute bei uns bestehende Recht konsequent umsetzen.